Separatisten! Separatisten?…

Die von mir hochgeschätzten Podcaster Holger Klein und Toby Baier sind sind wahrlich keine Freunde der spanischen ‚Separatisten‘, wie sie in Wrint Folge 242 kurz darlegen. Und warum nicht? Klar, die typisch avantgardedeutschen Vorbehalte… zuerst mal gegen Alles, was irgendwie ’nationalistisch‘ sein könnte (haben wir linksprogressiven Westdeutschen ja sozusagen mit der Muttermilch eingesogen), dann aber auch gegen diese ‚unsolidarischen Reichen, die sich aus der Verantwortung stehlen, wenn’s mal hart wird’… wie bei uns die Bayern…

Zumindest für das Thema Katalanische Unabhängigkeit ist das aber wirklich nicht mehr, als ein Haufen unreflektierter Vorurteile. Wenn man sich die Mühe macht und mal genauer hinschaut, wird das Bild nämlich deutlich differenzierter. Ich möchte mich in die Behauptung versteigen, dass der Unabhängigkeitswillen der Katalanen eben nicht rein wirtschaftlich begründet ist, sondern sehr viel tiefere Wurzeln hat. Eine echt europäische Geschichte, in der übrigens auch unsere Vergangenheit eine Rolle spielt.

Zum Einstieg hier mal ein kleines Gedankenexperiment: Stellt Euch folgende fiktive alternative Historie vor:

Die Provinz Holland gehört schon seit Anfang des 18. Jahrhunderts zum Deutschen Reich. Nach einigen Erbfolgewirren und dynastischen Winkelzügen hatte sich in Deutschland ein zentralistischer Feudalstaat á la Louis XIV etabliert, der ungeniert sein Territorium maximierte. Nach der blutigen Übernahme Amsterdams 1714 wurde den aufsässigen ‚Käsköppen‘ ein für allemal klar gemacht, wo der Frosch die Locken hat: ab sofort war Deutsch Amts- und Unterrichtssprache in der Provinz Holland, alle Elemente eigenstaatlicher Identität wurden umgehend germanifiziert.

Die ‚rückständige Landbevölkerung‘ spricht zwar auch dreihundert Jahre nach diesem Ereignis stur immer noch diesen seltsamen, an Halskrankheiten erinnernden Dialekt, aber dank einer progressiven, staatlich gelenkten Bildungspolitik wird der an den Schulen in der Provinz Holland im Zuge der Demokratisierung Anfang der Achtziger Jahre eingeführte dialektsprachige Unterricht wieder in seine Schranken verwiesen. Wo käme man denn hin, wenn die Studenten aus der Provinz Holland wegen mangelnder Beherrschung des Deutschen nicht an anderen deutschen Hochschulen studieren könnten.

Bedenklich ist nur die große Anzahl separatistischer Parteien im holländischen Regionalparlament, die seit einigen Jahren die Bevölkerung in der Provinz mit nationalistischem Gedankengut aufwiegeln. Einige sprechen offen von einer eigenständigen „niederländischen Kultur“ und verlangen sogar einen eigenen Staat. Als ob man einfach so aus Deutschland ‚austreten‘ könne, wenn’s einem nicht passt.

Klingt absurd, oder? Bitte jetzt mal“Deutschland“ durch „Spanien“ und „Holland“ durch „Katalonien ersetzen.

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